Akt II - Das Zusammenkommen

Er so

Damals noch Freunde

Aus dieser Freundschaft entwickelte sich schnell eine recht Gute. Man traf sich regelmäßig, trank den ein oder anderen guten Tropfen Wein zusammen und unterhielt sich stundenlang. Einmal sogar so lange, bis keine U-Bahn mehr fuhr. Schnell war für Belli klar, dass ich mich - als guter Freund - nicht mit der Couch abfinden muss, sondern das es völlig in Ordnung ist neben ihr, im großen Doppelbett zu schlafen. Wir legten uns hin, sie kuschelte sich bei einem guten Freund ein, schlief ein, und ich - ich konnte nicht mehr schlafen. Rückblickend war das auch sehr gut so. So konnte ich die Fassade des „Nichtschnarchers“ aufrecht erhalten. Innerlich aufgewühlt, stand ich ein paar Stunden später wieder auf und half Belli noch beim Aufräumen am nächsten Morgen. Wir verabschiedeten uns mit einer freundschaftlichen Umarmung und ich ging. Beim Weg zur U-Bahn wollte ich schon wieder zurück. Warum? Ich war endgültig verliebt.

Es war mein Glück, dass Belli zu dieser Zeit gerade ihre Wohnung renovierte und auch bei ihrer Mutter ein paar Arbeiten anstanden. So konnte ich geschickt meine Schwiegersohntalente unter Beweis stellen und mit Charme und handwerklichem Geschick punkten. Was ich dabei nicht merkte: Belli hat es gar nicht interessiert und Bellis Mutter war keine typische Schwiegermutter in spe. Beide haben sich zwar sehr über die Abarbeitung der To Do´s gefreut, allerding war es nicht so wie erhofft, nämlich dass Belli sich in mich verliebt, nur weil sie sieht wie ich mit einem Schraubenzieher hantiere. By the way – Das klappt nie!



Lange dauerte es nicht mehr und wir waren wieder in einer ähnlichen Situation. Herzschmerz war Programm und so beschlossen wir einen Filmabend zu machen. Jeder einen Film. Sie: Notebook – Wie ein einziger Tag. Ich: Walk the Line - Jonny Cash. Ich bei ihr, langer Abend, keine U-Bahn mehr. Ist ja auch kein Problem. Hab ja schon mal bei meiner guten Freundin übernachtet. Nach den beiden Filmen und einer Flasche Wein brachte meine gute Freundin mich dann doch etwas in die Bredouille. Sie: „Sag mal,… kann es sein,… dass du … vielleicht… etwas von mir willst?“ In Windeseile, ja fast schon in Machgeschwindigkeit kam hinterher geschossen: „Meine Mutter meint das, aber ich habe Ihr schon gesagt das wir einfach gute Freunde sind und ich einfach nur gerade für dich da bin!“ Ich hatte zwei Möglichkeiten: Lass ich sie in diesem Glauben oder lass ich die Katze aus dem Sack? Ich entschied mich ihr zu sagen, wie sehr sie mir doch den Kopf verdreht hat (was sie übrigens mehr als sprachlos machte und in ihr Gesicht ein deutliches Zeichen des Erstaunens setzte). Völlig überfordert versuchte sie mir direkt eine Abfuhr zu verpassen, was ich aufgrund des Adrenalins nicht merkte. Wir verblieben, dass sie in Ruhe überlegen sollte und egal wie sie sich entscheidet, würde sie mir einen Kuss schulden. Nicht heute, nicht morgen, irgendwann.

 

30 Minuten später erfolgte unser erster Kuss.



Sie kuschelte sich bei ihrem guten Freund, der plötzlich wieder Fremder wurde, ein und schlief ein. Ich konnte mal wieder nicht mehr schlafen…



Der Morgen war schräg. Man hatte sich nix zu sagen. Noch schräger wurde das Erlebnis als ihre Mutter – sie wohnte gegenüber – plötzlich die Wohnung betrat, um Belli zum Frühstuck zu holen. Bellis Mutter: „Huch, äh, Du bist ja,… entschuldige,… ich wusste nicht,… FRÜHSTÜCK? Ich geh dann mal wieder. Tschüss!“ Man kann sich denken, dass ich mich nicht entschied mitzufrühstücken. Ich ging nach Haus und grübelte wie es weitergehen soll. Sie war nicht begeistert. Sie hat noch nicht mal gemerkt, dass ich sie bezirzte. Sie ist 6 Jahre älter!? Was will sie denn von mir? Oder doch…



Das ging den ganzen Tag so. Diese Nachdenkerei wurde sogar noch schlimmer als sie darauf bestand, mich am selben Tag noch unbedingt zu sehen. Wow, die Zeit verging nicht. Ewig hat es gedauert bis ich sie traf. Sie drückte mir einen Umschlag in die Hand, umarmte mich, schaute mir in die Augen, schüttelte mit einem bedauernden Blick den Kopf und verabschiedete sich mit dem Hinweis darauf, dass sie alles in dem Brief geschrieben hat und ich diesen bitte in Ruhe lesen solle. Ich war geknickt, konnte mich aber auf meine Freunde verlassen. Ein netter Grillabend und alles ist so gut wie vergessen. War es auch. Nur als ich den Heimweg antrat nicht mehr. Ich musste das persönlich klären. Jetzt. Ich rief sie an: „Ich muss Dich sehen. Heute noch. Jetzt.“ Sie, die gerade auf dem Heimweg war, wollte nur kurz bei mir vorbeischauen. Sie blieb bis sieben Uhr morgens, es gab den zweiten Kuss und wir einigten uns, dass sie sich mehr Zeit lässt zur Überlegung. Vollkommen euphorisiert, fuhr ich fünf Stunden später als Jugendleiter auf eine Sommerfreizeit. Ich hatte es geschafft! Sie konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, und ich bin einfach nur glücklich. Das war ich auch - bis ich ihre SMS bekam, dass alles irgendwie doch nicht so gut ist…



Ich war auf dieser Jugendfreizeit, sie kurz darauf in Berlin. Ich hatte also die schwierige Aufgabe, stetig präsent zu sein, jedoch ohne aufdringlich zu wirken. Schwere Aufgabe. An dieser Stelle kann ich mich auch gleich beim Capo Kratzer bedanken. Danke Robert, dass du mich in dieser Zeit ab und an mal wieder auf den Pott gesetzt hast! Die Freizeit war vorbei, sie war wieder da und ich hatte noch ein Geburtstagsgeschenk offen. Ich bat sie mir einen Nachmittag/Abend zu schenken, damit ich mein Geschenk einlösen kann. Geplant war ein romantischer Spaziergang, Ruderboot fahren, Essen im Olympiaturm… alles geplant. Sie hatte einen anderen Plan. Sie wollte den Keller aufräumen…



Nun gut. Flexibel wie ich bin, habe ich ihr dann halt das zum Geburtstag geschenkt. Ich räumte mit ihr den Keller aus/um/ein… (wieder mit diesem Gedanken, dass man eine Frau bezirzen kann, indem man mit schweren Sägen und Bohrmaschinen hantiert – no Chance!) Abends sind wir dann doch noch Essen gegangen. Nicht im Olympiaturm, sondern in einem total überfüllten Biergarten mit schlechter Bedienung und einem total verärgertem Pärchen, welchem ich nicht gestattete, sich zu uns an den Tisch zu setzen, um eventuell ein bisschen das passierte nochmal ansprechen zu können. Ein mäßiger Erfolg. Also alles auf Anfang: Nach dem Essen sind wir in den Westpark gefahren, um spazieren zu gehen. Perfekt. Ein lauer Sommerabend, romantische Stimmung und wir zwei. Endlich konnte ich nochmal meinen bereits mehrfach dargebotenen Vortrag über die Gleichheit von uns beiden halten. Doch dieses Mal mit der Ankündigung, dass es mein allerletzter Versuch ist. Seit dem ersten Kuss und dem jetzigen Abend sind immerhin schon mehr als zwei Wochen vergangen. Wir tranken noch etwas, ich fuhr heim, ich konnte nicht schlafen…



Eines unserer ersten Fotos

Am nächsten Tag bekam ich eine SMS: „Kannst du bitte heute noch bei mir vorbei schauen?“ Ich antwortete sofort, während ich mich bereits schon auf den Weg machte. Ich brachte ihrer Mutter noch ein Eis mit (Schwiegersohntalente und so…) und so standen wir im Gang ihrer Wohnung. Sie blickte mich an, lächelte leicht verlegen und sagte schüchtern: „Lass es uns probieren.“ Danke an Rike und Gina! Ohne Euch würde sie mir noch heute jeden Tag eine Abfuhr erteilen! 

 

 

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