Akt IV - Der Antrag

Er so

Wir schreiben den 28.12.2012. Ein gemütlicher Abend mit Freunden. Nichts Spannendes. Denkt Ihr! Von was Ihr noch nicht wisst, sind die im Vorhinein heißen Diskussionen, welche ich mit meinem Bruder hatte. Ab wann ist man sich sicher? Wie sicher ist sicher? Wie muss so ein Antrag aussehen? Wie teuer muss ein Verlobungsring sein? Fragen über Fragen und noch so wenige Antworten. Es sollte erst mal ein Ring sein. Ich wollte mich also am 28.12. vormittags mal bei einem Juwelier umgucken. Um dort zielsicherer zu sein, wollte ich meinen Kontostand online prüfen. 708€ gingen nach Aachen? WAS? Paypal, Ebay, Amazon und dieser dubiose Onlineshop hatten mich bereits angeschreiben, dass ich anscheinend Opfer einer Hackerattacke geworden bin und sämtliche Accounts erst mal gesperrt sind. HILFE !? Geistesgegenwertig habe ich bei Paypal und meiner Bank angerufen und alles rückgängig gemacht. Puh, kein wirtschaftlicher Schaden. Alle rieten mir zu einer Anzeige bei der Polizei. Ich dachte mir noch, dass es ja so lange nicht dauern kann – leider doch. Nachdem ich die erste Stunde meinem wissbegierigen Polizeihauptmeister Amazon, Paypal, Ebay und das Internet erklärt hatte, konnte die Befragung auch sofort mit dem neu erlernten Wissen erfolgen. Wir schafften es, diese Angelegenheit auf zweieinhalb Seiten zu kürzen und gute drei Stunden später war ich wieder raus. Aber der Tag war rum… Sch… Ich wollte doch wenigstens den Ring! Vielleicht würde mich ja dieser für mein weiteres Vorhaben bestärken oder bestätigen. Es hat wohl nicht sollen sein. Ich verbrachte den restlichen Tag damit, meine Accounts und Passwörter zu entsperren und neu einzurichten, bis – wie oben genannt – wir einen netten Abend mit Freunden verbrachten. Am Ende des Abends begleiteten wir die Gäste zu Tür, winkten bis sie nicht mehr auf der Treppe zu sehen waren, schlossen die Tür und umarmten uns. Komischerweise ist das ein Ritual geworden, mit welchem wir nach jedem netten Abend die Badezimmerzeit einläuten, um uns bettfertig zu machen. Heute war es anders. Dieses Mal war es kein kurzes Ritual: die Umarmung war inniger, liebevoller. Euphorisiert von dieser Umarmung – sie hatte es anscheinend auch erwischt – machten wir uns Treue- und Liebesgestände. Sagten uns wie glücklich wir sind. Toll. Ich war mir jetzt sicher! Ich brauchte den RING!

Tatort

Plan war es eigentlich ihr am Silvesterabend im Beisein von Traumzeugin und Tante beim Feuerwerk den Antrag zu machen. Plötzlich schoss es mir in den Kopf: „Du hast morgen noch Zeit! Geh morgen! Sag ihr sie muss den Einkauf für das Neujahrsessen allein machen! Du hast noch was vor!“ Ein perfekter Plan gedacht und gesagt. Womit ich nicht rechnete (und ja ich weiß, dämlich) war ihre Antwort: „Wieso?“ Es gibt Dinge die lernt man früh und schnell. Messer, Gabel, Schere … Sitz gerade… Sei höflich… Versuch nicht offensichtlich ein Geheimnis vor einer Frau verborgen zu halten. Hätte ich mich mal dran gehalten. Unter schwersten Qualen, hielt ich einige Zeit ihren Versuchen stand. Mit Betteln, Lachen, Grummeln, Necken und sogar mit Tränen bearbeitete sie minutiös meinen Verstand, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich einbrach. „Na dann komm halt mit!“ sagte ich zur ihr. „Wie? Was? Wohin? Hä?“ war die Siegeshymne die ihren Erfolg mich zu brechen besang. Ich nahm sie an der Hand, führte sie in den Gang zu meiner Jacke, holte meinen Geldbeutel aus der Tasche. Ich holte noch kurz Luft und versuchte all meinen Mut zusammen zu reisen – was eine Weile dauerte – riss mich zusammen, kniete mich auf das rechte Knie und fragte sie: „Willst du meine Frau werden?“

Unter Tränen nach Luft schnappend keuchte sie: „Ist das dein Ernst? Ist das wirklich dein Ernst?“ - „Ja“ sagte ich, bevor sie es tat. Wir waren verlobt. 

 

 

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